Luca-App: Kein Hinweis auf wirksame Pandemiebekämpfung in Bayern

5,5 Millionen € hat der Freistaat Bayern im April 2021 ausgegeben, um eine 1-Jahres-Lizenz für die Luca-App zu erwerben. Seitdem stand die Luca-App nicht nur wegen erheblicher Sicherheitsmängel in der Kritik.

Auch generell steht der Nutzen der Luca-App in Frage, nachdem verschiedene Recherchen bei Gesundheitsämtern gezeigt haben, dass diese die App kaum nutzen. In Brandenburg wird deswegen sogar über einen vorzeitigen Vertragsausstieg nachgedacht.

Um herauszufinden, welchen Beitrag die Luca-App zur Pandemiebekämpfung in Bayern leistet, habe ich eine Schriftliche Anfrage an die Staatsregierung gestellt. Hier könnt ihr die Antworten selbst lesen.

Die Zahlen zur Nutzung der Luca-App sind ähnlich enttäuschend wie in anderen Bundesländern

Die Staatsregierung gibt an, dass sie aufgrund der gebotenen Datensparsamkeit und der Arbeitsbelastung der Gesundheitsämter nur wenige Daten zur Verfügung hat.

Doch auch in den vorhandenen Antworten finden sich interessante Nutzungsstatistiken:

  • In einem Zeitraum von 14 Tagen wurden insgesamt 1.274 Risikohinweise 1 (mögliches Infektionsrisiko) von den bayerischen Gesundheitsämtern verschickt.
  • In diesem Zeitraum wurden kein einziger Risikohinweis 2 (erhöhtes Infektionsrisiko) von den bayerischen Gesundheitsämtern verschickt.
  • Es liegen der Staatsregierung keine Hinweise vor, ob und wie viele enge Kontaktpersonen durch das Luca-System ermittelt werden konnten.

Um diese Zahlen einordnen zu können, bietet sich ein Vergleich mit der Corona-Warn-App an.

80 Mal mehr relevante Warnungen durch die Corona-Warn-App

Die Kennzahlen der Corona-Warn-App sind öffentlich verfügbar. Über die Datenspende-Funktion lassen sich auch die erhaltenen Warnungen abschätzen.

Für den Vergleichszeitraum (05.11.21 bis 18.11.21) ergeben sich diese Warnungen in Bayern:

Gesamte von Datenspendern empfangene Warnungen 186.837
Grüne Risiko-Warnungen81.356
Rote Risiko-Warnungen105.481
Eigene Berechnung auf Grundlage von coronawarn.app/de/analysis/, Daten für Bayern als 16%-Anteil von Deutschland berechnet. Rechenweg in dieser Excel nachvollziehbar.

Wenn wir die roten Risiko-Warnungen der Corona-Warn-App als relevante Vergleichsgröße zu den Risikohinweisen 1 des Luca-Systems heranziehen, ist das Ergebnis für die Luca-App verheerend:

Über die Corona-Warn-App werden in Bayern also 80 Mal mehr Warnungen verschickt als über die Luca-App. Für die Corona-Warn-App muss der Freistaat keinen Cent bezahlen und es fällt kein Aufwand für Gesundheitsämter an.

Das Fazit dieser Schriftlichen Anfrage: Die Luca-App ist eine teure Geldverbrennungsmaschine für Bayern

Die Staatsregierung kann keinen guten Grund nennen, warum die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung nicht dahingehend geändert wird, bei allen Veranstaltungen einen pseudonymen Check-In via Corona-Warn-App zu erlauben. Nachteile dieser zum Beispiel in Baden-Württemberg und Sachsen praktizierten Lösung kann die Staatsregierung nicht nennen.

Auch sonst hat die Staatsregierung keinerlei Daten, die eine wirksame Pandemiebekämpfung mit Hilfe der Luca-App auch nur im Ansatz belegen. Die einzige Schlussfolgerung, die die Antworten der Staatsregierung zulassen: Bitte lasst uns diese Geldverbrennungsmaschine stoppen. Die Luca-Lizenz darf nicht verlängert werden.