Fazit nach zwei Jahren bayerischer Blockchain-Strategie: Heiße Luft statt großer Wurf? 24.03.202203.08.2022 Die bayerische Staatsregierung hatte es sich in vielen Punkten als Ziel gesetzt, Bayern als Standort der Digitalisierung und Innovation zu stärken. Dazu zählt die Strategie „Block.Chain.Trust“. Hiermit möchte die Staatsregierung Bayern als international führenden Blockchain-Standort etablieren, Anwendungen für den staatlichen Bereich selbst entwickeln und Bürger*innen einen pragmatischen und informierten Umgang mit der Technologie ermöglichen. Knapp zwei Jahre nach Verabschiedung der bayerischen Blockchain-Strategie ist es an der Zeit, die ersten Ergebnisse dieser Strategie zu evaluieren. Deswegen habe ich eine Schriftliche Anfrage gestellt. Hier kommen die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte der insgesamt 13 Seiten dieser Anfrage: Mit der Power von 1,5 Personen zum international führenden Blockchain-Standort werden Das Herzstück des als Bayern.Block bezeichneten Versuch, Bayern als international führenden Blockchain-Standort zu etablieren, ist das Bavarian Center for Blockchain. Aktuell ist es mit zwei Mitarbeiter*innen ausgestattet, die einigermaßen regelmäßig dafür arbeiten (insgesamt 1,5 Vollzeitäquivalente.) Daneben ist Frau Staatsministerin Gerlach noch die Schirmherrin des Vereins Blockchain Bayern e.V. und es gab mal eine Webinarreihe mit der IHK zum Thema „Blockchain für den Mittelstand“. Sicherlich könnten das sinnvolle Maßnahmen sein, aber ob das reicht, um Bayern als international führenden Blockchain-Standort zu etablieren? 342 Zeugnisverifikationen als der zählbare Output von Bayern.Chain Die Staatsregierung möchte die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen für den staatlichen Bereich anstoßen, um selbst Erfahrungen mit dieser Technologie zu sammeln. Sie nennt diesen Teilbereich der Blockchain-Strategie Bayern.Chain. Hier gab es in den letzten Jahren einige Proof-of-Concept-Studien, die teilweise auch weiterverfolgt werden. Heraus sticht das Projekt cert4trust, weil hier Bürger*innen Blockchain-Technologie tatsächlich schon ausprobieren können. Mit cert4trust lassen sich digitale Dokumente auf ihre Echtheit prüfen. Aktuell ist das bei mehr als 30.000 IHK Zeugnisse und Zertifikate möglich. Insgesamt wurde diese Möglichkeit 342 mal wahrgenommen. 342 Zeugnis- und Zertifikatsverifikationen sind der für Bayer*innen zählbare Output aller von der Staatsregierung mit initiierten Blockchain-Anwendungen. Das ist sicherlich keine Adoption einer Technologie in der Breite. Natürlich dauert es bei vielen neuen Technologien, bis sie im Mainstream adoptiert werden. Die spannende Frage hier ist: Wie sehr sollte sich der Freistaat engagieren, um geeignete Anwendungsfälle der Blockchain-Technologie zu finden? Sollte dies nicht dem privaten Sektor überlassen werden? Gibt es keine sinnigere Verwendung staatlicher Mittel? Mit 3 Online-Kursen einen informierten Umgang mit der Blockchain-Technologie ermöglichen Der dritte Teil der Blockchain-Strategie wurde Bayern.Trust getauft. Hiermit soll Bayer*innen „ein pragmatischer und informierter Umgang mit der Technologie und ihren Anwendungen“ ermöglicht werden. Als konkrete Maßnahmen von Bayern.Trust nennt die Staatsregierung drei noch fertigzustellende Online-Kurse, einige Veranstaltungen mit dem Blockchain Bayern e.V. und die schon oben genannte Webinarreihe „Blockchain für den Mittelstand“. Außerdem werden wohl auch die 342 Zeugnis- und Zertifikatsverifikationen auch als Teil von Bayern.Trust verbucht: „Letztlich zahlen auch konkrete Anwendungen, die den Bürgerinnen und Bürgern den praktischen Nutzen der Blockchain-Technologie aufzeigen – wie z. B. Cert4Trust u. a. m. – auf die Offenheit der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Blockchain-Technologie ein und tragen so zum Verständnis bei.“ Ermöglichen jetzt drei noch nicht öffentlich zugängliche Online-Kurse, eine Webinarreihe mit der IHK und 342 Zeugnisverifikationen einen pragmatischen Umgang mit einer neuen Technologie? Muss es immer eine Strategie sein oder geht’s auch eine Nummer bescheidener? Sicherlich sind einige Maßnahmen der Bayerischen Blockchain-Strategie für sich genommen sinnvoll. Doch klafft eine große Lücke zwischen dem formulierten Ansprüchen, wie zum Beispiel „Bayern als international führenden Blockchain-Standort etablieren“ und den insgesamt bescheidenen Mitteln. Dadurch entsteht der Verdacht, dass die Staatsregierung durch die explizite Formulierung einer „Blockchain-Strategie“ etwas vom innovativen Glanz dieses Hype-Themas abbekommen möchte. Aus meiner Sicht wäre es deutlich sinnvoller, wenn die Staatsregierung sich nicht an Strategien zu Hype-Themen verkünstelt, sondern dort ansetzt, wo sie selbst viel verändern kann und wo es in Bayern auch viel zu tun gibt. Einen Vorschlag für ein geeignetes Thema habe ich hier auch schon vor Jahren gemacht: Eine Bayerische Strategie zu Green IT liefern!