Digitalisierung und Nachhaltigkeit konsequent zusammendenken

Digitale Technologien und Innovationen sind inzwischen kaum mehr aus dem Klimadiskurs wegzudenken. Sei es in Bezug auf Effizienzsteigerungen durch smarte und vernetzte Mobilität oder dem Einsatz von Videotechnologie, um weite Reisen einzusparen.

Doch eine nachhaltige Digitalisierung ist kein Selbstläufer. Um Rebound-Effekte und Ressourcenverschwendung zu vermeiden und den steigenden Energiebedarf durch immer mehr digitale Tools zu begrenzen, braucht es politische Leitplanken. Die wichtigsten habe ich in meinem Positionspapier „Smart’n‘Green“ dargelegt.

Nachhaltig (-e\-keit durch) Digitalisierung

Ein ganz wichtiger Eckpfeiler für mich ist, dass eine nachhaltige Digitalisierung auf zwei Säulen ruht: Einsparungen beim Einsatz von digitalen Tools und Einsparungen durch den Einsatz von digitalen Tools.

Ein Paradebeispiel dafür sind erneuerbare Energien. Zum einen werden diese dringend benötigt, damit IT-Systeme überhaupt nachhaltig betrieben werden können. Zum anderen braucht es IT-Systeme, damit erneuerbare Energien dezentral produziert und genutzt werden kann.

Ein weiteres Beispiel sind Rechenzentren und Hochleistungsrechner. Diese werden zunehmend auch zur Berechnung von Klimamodellen und anderen Simulationen benötigt. Gleichzeitig kann die dabei entstandene Abwärme genutzt werden, Gebäude in der Umgebung zu heizen und damit Energie zu sparen.

Bayern wieder mal kein Vorreiter

Gerade das Thema Abwärmenutzung von Rechenzentren zeigt exemplarisch wie weit Bayern hier hinterherhängt. Während in Frankfurt bald ein ganzes Wohnviertel mithilfe von Abwärme beheizt werden soll, hat die Staatsregierung, wie meine Anfrage ergeben hat, das Thema zwar angeblich auf dem Schirm, mehr aber wiederum auch nicht.

Generell besticht die Staatsregierung im Bereich nachhaltige Digitalisierung vornehmlich durch Pressearbeit und einige Informationsangebote, aber es fehlen leider konkrete Pläne und Vorgaben. So gibt es zwar eine Unmenge an Leitfäden wie Kommunen, Behörden und Unternehmen ihre IT nachhaltig beschaffen und betreiben können. Aber jede konkrete Umsetzungshilfe, wie einen Fördertopf für die Umstellung auf nachhaltige IT oder eine Kompetenzstelle GreenIT, fehlt nach wie vor.

Außerdem sieht die Staatsregierung zwar ein, dass Open Data im Bereich Umweltschutz zu effektiveren Maßnahmen führen kann. Damit diese auch tatsächlich bereit gestellt und nutzbar gemacht werden, tut sie allerdings nichts.

Da passt es nur zu gut ins Bild, dass auch eine übergreifende und verbindliche GreenIT-Strategie für Bayern, welche ich schon lange fordere, nach wie vor fehlt. Selbst die GreenIT-Maßnahmen, welche die Staatsregierung im Rahmen der Klimaschutzoffensive beschlossen haben, sind wenig mehr als Pläne und Ideen, welche weit entfernt von jeglicher Umsetzung sind.

Was gilt es nun zu tun?

Die Ansatzpunkte sind vielfältig und das Potential für Bayern enorm. Neben dem genannten Ausbau von erneuerbaren Energien, sowie der besseren Nutzung von Abwärme von Rechenzentren braucht es vor allem mehr Bemühungen im Bereich Ressourcenverbrauch und dem Einsatz digitaler Tools zur Emissionsreduzierung.

Konkret braucht es klare Vorgaben beim Umgang mit Elektroschrott, effektive Recyclingkreisläufe für Rohstoffe und ein breites Netz an Repair Cafes. Sowie klare staatliche Öko-Labels, eine stärkere Entwicklung und Anwendung von ressourcen- und energieeffizienter Software und Hardware. Am wichtigsten wäre jedoch eine Landesstrategie „GreenIT in der Staatsverwaltung“, welche klare und verbindliche Regeln und Ziele enthält.

Beim Einsatz digitaler Tools bedarf es vor allem einem staatlichem Fokus darauf diese zur Unterstützung der Energiewende, beim ökologischen Umbau von Land- und Forstwirtschaft, für mehr Tier- und Umweltschutz, für eine nachhaltige Mobilität und bei der ökologischen Transformation von Industrie und Wirtschaft zu nutzen.