Chancen und Herausforderungen für den KI-Standort Bayern

Laut einer Bitkom-Studie schätzten 2020 68% der Befragten in Deutschland Künstliche Intelligenz als Chance ein. Jedoch wird KI gleichzeitig von 29% dieser Befragten als Gefahr eingestuft[1]. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass von 1.000 Befragten Internet-Nutzer*innen 2020 drei Viertel nicht erklären konnten, was Künstliche Intelligenz ist[2]. Doch Künstliche Intelligenz wird in unserem täglichen Leben immer wichtiger und birgt sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich enormes Potential.

Aus diesem Grund fand im Ausschuss für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung am 27.04.2021 eine Anhörung von Sachverständigen zum Thema „Künstliche Intelligenz: Chancen und Herausforderungen für die bayerische Wirtschaft“ statt. Diese fand auf Grüne Initiative hin statt (Antrag), um die Perspektiven von Forschung und Praxis, von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie großen Konzernen anzuhören und um sich über Chancen, aber auch Herausforderungen bei Künstlicher Intelligenz für den Wirtschaftsstandort Bayern informieren zu können.

Die meisten Experten waren sich einig, dass die bayerische High-Tech-Agenda ein guter Schritt in die richtige Richtung gewesen ist. Prof. Dr. Ing. Haddadin zum Beispiel beschrieb Bayern schon jetzt als einen „Spitzenstandort der Robotik-Forschung“, wodurch kleine und mittelständische Unternehmen in Bayern einen enormen Standortvorteil genießen. Aus wirtschaftlicher Sicht begrüße er die High-Tech-Agenda, denn „wer heute die Standards setzt, bestimmt in Zukunft den Markt“.

Jedoch gibt es auch Bereiche in Bayern, die ausgebaut werden müssen, um eine internationale Spitzenposition einnehmen zu können. So müssen vor allem Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen gezielt gefördert werden, da diese bei der Entwicklung von KI-Anwendungen essenziell sind. Diese muss der Freistaat in der Gründungs-, aber auch den Wachstumsphasen unterstützen, denn ohne diese bestehe die Gefahr der Abwanderung von Unternehmen ins Ausland.

Da Künstliche Intelligenz aus Daten lernt und diese in Informationen umwandelt, muss die Verfügbarkeit und Verwendung von Daten sichergestellt werden. Hierbei müssen laut den Expert*innen die Unternehmen Datenmanagement sowie internationale Skalierbarkeit bedenken. Bei der Anwendung von KI wünschen sich viele der Sachverständigen einen leichteren Zugang sowie Genehmigungen zur Nutzung von Daten. Jedoch sollte durch Regulierungen und Standards sichergestellt werden, dass die Daten den Urheber*innen gehören und diese durch die Anwendung von KI nicht verändert oder verfälscht werden können.

Viele der Expert*innen betonten auch, dass zunächst die Infrastur für Hochleistungscomputer in Bayern verbessert werden muss. Bisher gibt es in Bayern noch keinen einzigen GPU-Cluster, obwohl Grafikkarten für das Training von KI-Anwendungen besonders gut geeignet sind.

Auch Hinblick auf den Technologietransfers sehen einige der Expert*innen noch Verbesserungspotential, beispielsweise durch einen interdisziplinären, offenen und vergleichbaren Zugang zu und Austausch von Forschungsergebnissen sowie eine bessere Umsetzung von diesen in die Praxis.

Für die Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz ist die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften notwendig. Unter dem Stichwort des „Lebenslangen Lernens“ sollte die digitale Bildung mit Schwerpunkt KI, maschinellem Lernen und Data Science schon im Kindergartenalter anfangen und sich konsequent über den gesamten Bildungsverlauf von Individuen erstrecken, um Fachkräfte für den Umgang mit KI zu gewinnen. Außerdem sollte man die Bevölkerung mit dem Thema vertraut machen und „leicht konsumierbar“ digital bilden.

KI-Anwendungen und Systeme müssen bezüglich Sicherheit und Zuverlässigkeit bestimmte Kriterien erfüllen. Neben Transparenz und Kontrollierbarkeit sollten die Algorithmen nachvollziehbar, unveränderbar in Hinsicht der Daten, und auf das Wertesystem der Nutzer*innen ausgerichtet gestalten werden. Wichtig ist, dass in der Entwicklung und Anwendung von KI Standards gesetzt werden, damit KI dazu beitragen kann, eine menschenzentrierte, ethische, sozial gerechte und transparente Zukunft zu schaffen.

Die Anhörung hat auch in einem wichtigen Bereich ein enormes Potential aufgezeigt: So kann Künstliche Intelligenz der Schlüssel für eine erfolgreiche Energie- und Klimawende sein. KI-Anwendungen können bei Schadstoff- und Energiereduktion, aber zum Beispiel auch bei einer Verbesserung von Effizienzen im Kampf gegen den Klimawandel helfen, auch in der Land- und Forstwirtschaft in Bayern gibt es neue Möglichkeiten durch KI. Diese kann durch Prognosen-Erstellung, Informationsbeschaffung und Systemoptimierung einen Beitrag für eine klimaneutrale Zukunft schaffen.

Die Anhörung hat viele interessante Implikationen für die bayerische Politik aufgestellt sowie große Chancen für die Gesellschaft und Umwelt in Bayern gezeigt, die wir nun politisch umsetzen können. Der Austausch mit Forschung und den Firmen war sehr hilfreich und hat neue Perspektiven aufgezeigt.

Dr. Dremel formulierte es passend: „KI betrifft alle!“. Deswegen ist die Erforschung, der Ausbau und die Anwendung von künstlicher Intelligenz wichtig, um sich in dieser heutigen digitalisierten Welt zu behaupten und den Klimawandel aufhalten zu können.


[1] Berg, Achim und Susanne Dehmel: Künstliche Intelligenz. https://www.bitkom.org/sites/default/files/2020-09/bitkom-charts-kunstliche-intelligenz-28-09-2020_final.pdf

[2] Süddeutsche Zeitung: Künstliche Intelligenz ist den meisten ein Rätsel. https://www.sueddeutsche.de/service/internet-muenchen-studie-kuenstliche-intelligenz-ist-den-meisten-ein-raetsel-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200624-99-550191