Studie zu Rechenzentren: Beispiel einer Schlüsselindustrie der Zukunft, für die Bayern jetzt die richtigen Weichen stellen muss

Screenshot Studie RZ in Bayern

Tesla, Intel und Northvolt haben mindestens zwei Sachen gemeinsam: Erstens produzieren diese Firmen Zukunftstechnologie. Zweitens haben sie sich bei dem Bau einer neuen Fabrik gegen einen Standort in Bayern entschieden.

Damit nicht immer mehr Firmen in Schlüsselindustrien die gleiche Entscheidung treffen, müssen wir jetzt für die richtigen Rahmenbedingungen in Bayern sorgen. Als Beispiel für eine solche Schlüsselindustrie haben wir uns die Rechenzentrumsbranche im Freistaat genauer angesehen.

Rechenzentren sind das Rückgrat der Digitalisierung. Ohne Rechenzentren können keine Filme gestreamt, keine Dokumente in der Cloud bearbeitet und keine Videokonferenzen gehalten werden.

Gleichzeitig brauchen Rechenzentren viel Energie. Sie laufen 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. 90% der CO2-Emissionen von Rechenzentren werden durch den Betrieb verursacht. Die Rechenzentrumsbranche ist also nicht nur eine Schlüsselbranche, sondern auch eine energieintensive Industrie.

Wir, die Grüne Fraktion im Bayerischen Landtag, haben mit der Studie „Rechenzentren in Bayern: Ökologische Nachhaltigkeit – zukunftsgerichtete Standortpolitik“ erstmalig eine regionale Analyse beim renommierten Borderstep Institute in Auftrag gegeben: Diese untersucht die Rechenzentrumsbranche hier in Bayern, zeigt Potenziale für die Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit und Handlungsfelder für eine zukunftsgerichtet Standortpolitik.

Das Ergebnis: Bayern hat aktuell einen Anteil von circa 15% der Rechenzentrumskapazitäten, gemessen an den installierten RZ-Kapazitäten. Grundsätzlich boomt der Rechenzentrumsmarkt weltweit, wobei die Wachstumsraten in Bayern etwas geringer als im bundesdeutschen Durchschnitt sind. Durch die richtigen Maßnahmen könnte die Staatsregierung den ökologischen Fußabdruck dieser wachsenden Branche senken.

Die Studie bestätigt auch viele unserer langjährigen Forderungen, insbesondere:

  • Entwicklung einer Landesstrategie Green IT inklusive einem Maßnahmenplan zur ökologischen Modernisierung der landeseigenen Rechenzentren von Behörden und Forschungseinrichtung und Vorgaben für ökologisch nachhaltige Vergabe und Beschaffung von digitaler Technik. 
  • Errichtung eines Rechenzentrums-Büro Bayern, wodurch die Landkreise und Kommunen Unterstützung, Beratung und einen zentralen Ansprechpartner erhalten, der auch für die Branche und Unternehmen vorteilhaft ist. Das ist auch angesichts anstehender gesetzlicher Entwicklungen auf Bundesebene von großer Bedeutung (das Energieeffizienzgesetz sowie das Wärmeplanungsgesetz). An der Stelle muss der Austausch zwischen den relevanten Akteur*innen gestärkt und auf Landes- sowie Kommunalebene auf dieses Thema aufmerksam gemacht werden.
  • Ausbau von erneuerbaren Energiequellen, insbesondere Photovoltaik und Wind , um die regionale Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu erhöhen.

Benjamin Adjei, Sprecher für Digitalisierung, ordnet die Studie wie folgt ein: „Theoretisch könnten wir mit Rechenzentren 350.000 Wohnungen in Deutschland heizen. Aber momentan wird die Abwärme von Rechenzentren kaum genutzt. Hier müsste Bayern den Rückenwind des Wärmplanungsgesetz im Bund nutzen und die kommunale Wärmeplanung voranbringen. Auch zeigt die Studie einmal mehr, wie wichtig erneuerbare Energien für den Wirtschaftsstandort Bayern ist und wie schädlich hier die jahrelange Verhinderungspolitik der CSU wirkt.“