Den digitalen Wandel für alle gestalten

Wir gehen die Digitalisierung als Querschnittsaufgabe an

Als Informatiker in einer IT-Beratung stehe ich in Kontakt zu vielen unterschiedlichen Unternehmen und berate sie im Zuge ihrer Digitalisierungsstrategie. Dabei wird schnell deutlich, wie stark hier Deutschland im internationalen Vergleich noch hinterherhinkt. Besonders die kleinen und mittleren Unternehmen brauchen mehr Unterstützung auf dem Weg zur Wirtschaft 4.0. Das heißt vor allem Innovationen zu fördern, eine gute Infrastruktur bereitzustellen und für qualifiziertes Fachpersonal zu sorgen. Besonders im Bildungsbereich muss sich noch was ändern – wir müssen viel mehr junge Menschen für den IT-Bereich begeistern. Schon jetzt fehlen Tausende Fachkräfte und der Mangel wird sich noch weiter verschärfen.

Digitalisierung – Eine gesellschaftliche Transformation

Aus meinem Studienumfeld kenne ich viele motivierte junge Leute mit Ideen und Visionen. Aber aus den Visionen wird nur selten ein Start-Up. Auch da sind uns andere Länder leider voraus. Ich will, dass wir eine Gründerkultur entwickeln, Kreativität und Innovation fördern, Jungunternehmen den Zugang zu Venture-Capital ermöglichen, bürokratische Hürden abschaffen und Raum zum Experimentieren schaffen und gescheiterte Gründungen fair und sozial auffangen. Besonders durch Fokus auf Green-IT und Social Entrepreneurship könnte die bayerische Wirtschaft langfristig gestärkt werden.

Bei digitaler Infrastruktur und staatlichen Rahmenbedingungen sieht es noch düster aus. Bevor wir anfangen von Flugtaxis zu träumen, brauchen wir erst einmal flächendeckenden Glasfaserausbau und Mobilfunkempfang auch über die Stadtgrenzen hinaus. Wir müssen unsere Jugend fit für die Zukunft machen, durch moderne Lehrkonzepte, die Medien- und Netzkompetenzen, Kreativität aber auch nachhaltiges Wirtschaften vermitteln. Und wir müssen die Menschen auf die Änderungen der Arbeitswelt vorbereiten, durch lebenslanges Lernen und kostenfreie Fortbildungsprogramme.

Die Digitalisierung darf aber nicht zur Aushöhlung von Arbeitnehmerrechten führen. Im Gegenteil, sie schafft Möglichkeiten für Arbeitnehmer*innen ihre Zeiten freier und flexibler zu gestalten, Familie und Beruf besser zu vereinen und kann durch Produktivitätssteigerung auch für mehr Freizeit und Work-Life-Balance sorgen. Freiheit und Selbstbestimmtheit wie sie in der „realen“ Welt völlig normal sind, müssen auch im digitalen Raum gelten. Es spricht nichts dagegen, wenn Unternehmen Daten sammeln und auswerten, solange dies transparent passiert und die Menschen jederzeit frei über ihre Daten bestimmen können. Hier müssen endlich klare und einfache Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Datensouveränität und -transparenz praxistauglich umzusetzen.

Veröffentlicht in der GRETA 09/2018
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